Matigo: 1,605 people have posted at least one thing in the last 30 days. If you remove all of the broadcast-only accounts, you’re left with 478 people.
Das muss man sacken lassen:
- App.Net soll momentan nur 1.605 schreibende Accounts haben.
- Davon sollen nur etwa 30% echte Menschen sein, der Rest Bots, die Content oder Spam einfüllen.
Appneticus zeigt mir allerdings 11.890 schreibende Accounts in den letzten 30 Tagen an, nicht nur 1.605. Pro Tag kommen 200 neue Accounts hinzu. Die Zahlen von Matigo fühlen sich also zumindest merkwürdig an.
Vor fünf Monaten schrieb ich nach einer Post-Analyse außerdem folgendes:
Wenn aber in einem für gute Diskussionen bekannten Dienst mittlerweie 64% gecrossposteter Bot-Content sind und der nicht filterbar ist, dann läuft da was falsch.
Zumindest der prozentuale Anteil an automatischen Posts hat sich von damals zu heute kaum verändert. Vor fünf Monaten lag ADN zudem bei 90.000 Posts pro Tag, jetzt laut Appneticus bei 70.000 Posts. Das wäre ein Rückfall auf den Stand von Oktober 2013. Ich kann damit leben und momentan auch nahezu keine Veränderung meiner Timeline erkennen.
Dennoch ist klar, dass App.net in einigen Monaten leerer sein wird. Die Ursachen sind vielschichtig, letztlich kommt man aber immer bei der fehlenden Masse an. Facebook und Twitter sind allgegenwärtig und App.net kann damit nicht konkurrieren. Zu unklar war das Produkt für Endanwender, zu techniklastig und hässlich die dafür entwickelten Tools, zu wenig konkurrenzfähig die auf App.net aufsetzenden Apps.
Funktionen wie "längeren Text eintippen", "keine Link-Shortener" oder "richtige Threads" sind für die meisten Twitter-User egal und für viele derer, denen es nicht egal ist, sind zu wenige andere Leute auf App.net, zumal andere Twitter-Funktionen wie Listen auf App.net weder intern noch über Apps realisiert wurden. Auch ich war nie in der Lage, Twitter komplett zu verlassen.
Der Vergleich mit Facebook ist noch drastischer: Galerien, Sichtbarkeitseinstellungen, Veranstaltungen und der komplette Instagram-Bereich sind auf App.net entweder nicht vorhanden oder nicht konkurrenzfähig.
Auch mit Direct Messages konnte App.net kaum punkten. DMs bietet auch Facebook. Privat sind die da auch. Und da das Verschlüsselungsthema in der ADN-Infrastruktur nie ein anerkanntes Thema war konnten andere Dienste wie Threema oder Telegram die User abgreifen, die verschlüsselt chatten wollten oder schlicht Facebook nicht mochten. Threema ist in den Verkaufscharts übrigens immer noch auf Platz 1. Seit Monaten. Und verdient sich dumm und dämlich. Das hier hätte App.net sein können:
Aus den bislang bekannten Daten und den Informationen von unseren Servern gehen wir davon aus, dass Threema zwischen 21. und 24. Februar auf Google Play ca. 500’000x und im App Store ca. 600’000x heruntergeladen wurde.
Stattdessen gab es Broadcast, ein Feature für Content-Lieferanten, kein Feature für Endanwender.
Das Henne-Ei-Problem ist heutzutage schwer zu knacken. Mein gesamter Kreis an Leuten, die ich im realen Leben kenne, ist bei Facebook. Niemand von denen ist bei Twitter. Ich halte es genau umgekehrt und hatte Twitter durch ADN weitgehend ersetzt, wohl wissend, dass ich damit meinen virtuellen Bekanntenkreis wechsle oder mit ihm zu ADN umziehe, meine realen Bekanntschaften sich aber eh in einem Netzwerk bewegen, in welchem ich nicht sein möchte. Meine Frau ist mit allen ihren Bekanntschaften auf Facebook und Instagram unterwegs. ADN wäre keine Alternative gewesen. Niemand hätte wechseln können, weil ADN im Kern wichtige Funktionen fehlten oder keine App sich so weit entwickelt hat, dass sie Facebook oder Instagram hätte ersetzen können. Der reine Ersatz ist heutzutage aber zu wenig: Benötigt werden deutliche Unterschiede und deutliche Verbesserungen. Ein Killer-Feature. Ein eindeutiges Merkmal. Für mich war das das technisch bessere Microblogging (Diskussionen!) und das Fehlen des Piraten-Fußvolks und somit sämtlicher Shit-Storms. Für andere fehlte App.net diese Eindeutigkeit.
Das Henne-Ei-Problem ist damit selbst geschaffen, denn App.net wollte nie Konkurrent sein für die Produkte der Entwickler, die für ADN entwickeln. Damit wollte ADN niemals ein Produkt sein, sondern ein Framework, mit denen andere etwas Tolles bauen konnten. Bislang gibt es aber nichts Tolles, was für eine Vielzahl an Personen einen Mehrwert gegenüber den vorhandenen Produkten darstellt. Letztlich haben wir App.net dafür bezahlt, ein Social Network Operating System zu sein, für welches keine Applikationen geschrieben wurden, die es nicht auch, in besser, woanders gibt. Die Idee war eine Nische und es blieb eine Nische.
Ich mag Nischen.