Der aktuelle Niedergang der Piraten schmerzt mich. Ich halte die Visionen der Partei nach wie vor für wichtig. Hey, es gibt Visionen! Eine Idee, wo dieses Land in einigen Jahrzehnten stehen könnte, was mehr ist, als andere Parteien in der Lage sind, zu formulieren.
Mit den fehlenden Strukturen, dem geringen finanziellen Möglichkeiten und der geringen politischen Sichtbarkeit außerhalb von Hochburgen wie Berlin, mit der inakzeptablen innerparteilichen Diskussionskultur und der Unvereinbarkeit der verschiedenen Strömungen ist hier allerdings kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
"Themen statt Köpfe"" funktioniert nicht. Umso wichtiger ist es, zu verstehen, wie ein Kopf tickt. Ich bin Lauer-Fanboy. Ich mag die unverblümte und eloquente Art, Probleme und Lösungsmöglichkeiten zu formulieren. In Holger Kleins Wrint-Podcastwelt hat Christopher Lauer seinen Antrieb formuliert:
Ich mache Politik, damit es keinen Staatstrojaner gibt; ich mache Politik, damit es keine Funkzellenabfrage gibt.
Ich will in einer Welt leben, die mit diesem neoliberalen Paradigma bricht, wo sich die Menschen wieder umeinander kümmern, wo es ein Wertegerüst gibt, wo der öffentliche Raum öffentlich ist und nicht privat, wo Menschen ein Rollenverständnis haben und sich entsprechend ihrer Rolle verhalten, wo man gutes Geld für gute Qualität ausgibt, wo man von einem Job leben kann, wo man Betrieb hat, die Betriebskindergärten bauen, die sich um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern, weil das dann auch tatsächlich motiviert, sich für ein Unternehmen den Arsch aufzureißen.
Insgesamt keine grandiosen Einsichten, was es um so tragischer macht, dass bei vielen anderen Politikern selbst diese simple, menschliche Idee für die Gesellschaft fehlt.
Weißt du, das ist doch der Punkt: Ich brenne ja dafür und ich habe ja eine Vision für diese Gesellschaft, aber find' mal zwei andere Leute, die auch bereit sind am selben Strang in dieselbe Richtung zu ziehen. Das ist die Scheiße! Du gehst voller Ideale und voller Naivität rein und willst eigentlich nur in Ruhe deine Arbeit machen. Und jeden Tag laufen dir so viele Arschkrampen über den Weg, die nur das Schlechteste in dir herausholen und irgendwann bist du's leid. Irgendwann sagst du: Die Welt ist schlecht und bevor ich jetzt Streumunition verkaufe mache ich halt irgendwas anderes. Das ist die Scheiße.