In der Zeit las ich einen Artikel über die Geschichte von Kreuzfahrten, der mit einem hübschen Foto von nächtlichen Kreuzfahrtschiffen versehen war. Vage erinnerte ich mich an irgendetwas mit Schiffen und Feuerwerk, das ich vor Jahren im Fernsehen gesehen hatte. Als ich die Aufgabe "Cruise Days planen" eintragen und dazu das passende 2016-Datum suchen wollte bemerkte ich: Samstag. Übermorgen! 😃 Und wie perfekt, um mich von anderen Dingen abzulenken…
Also Zugpreise und Buspreise (8€???) geprüft, Zimmer per airbnb gefunden und los.
Die Anreise per Bahn war unspektakulär und ich komme bei einer airbnb-WG an, die so grotesk auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist, dass es mich verwundert, nicht abschließend von der Hexe in den Ofen gesteckt worden zu sein. Da wäre z.B. das im Flur stehende Alien. Das Buzz Lightyear-Kostüm. Der große Nutella-Mülleimer in der Küche. Der Gameboy im Bad. Die Retro-Ecke im Wohnzimmer mit Playstation, Tape-Deck und Plattenspieler. Die iPod-Anlage nebst iPod im Bad ("Das ist der Metal-iPod"). Die Sportecke. Drei Badezimmer. Hiking-Ausrüstung und Spanischbücher. Alkoholberge. Nespresso-Maschine. Die beiden Pubs unten. Der Club um die Ecke. Das CCH ist zu Fuß erreichbar. Die netten und völlig unkomplizierten Leute. Kurz: Das hätte besser nicht sein können.
Nach einer Kennenlernrunde ging es zu den Landungsbrücken zu stundenlangem Warten inmitten einer Familie, die ich bei Zügen "Pufferküsser" nennen würde. Wie heißt das bei Schiffen? Schraubenküsser? Während ich beobachtete, wie gegenüber eine Laserlaufschrift unprofessionell in einen Baum positioniert wurde erfuhr ich so etliches über die mitfahrenden Schiffe.
Bis dann das große Spektakel begann: Die Schiffe wurden positioniert (eines fuhr mit einem Konzert des offenbar in keiner Stadt vermeidbaren Udo Lindenbergs vorbei - leben denn wirklich noch Menschen, die ihn hören wollen?), fuhren von links nach rechts und wurden von einem eher bescheidenen Feuerwerk begrüßt. Hübsch, nett, aber eher auf Niveau von Volksfestfeuerwerken. "Höhenfeuerwerk" ist auch etwas anderes, nämlich, äh, höher ;).
Es folgen: Schlechte Handybilder.
Quasi beeindruckender als die Parade war für mich als Bewohner einer kaputt gesparten Stadt, wie die Leute vom Veranstaltungsort in U- und S-Bahn verfrachtet wurden:
Die Polizei sperrt alle Eingangstreppen bis auf eine. Die DB Security blockiert den Eingang und lässt in Wellen rein. Die Hochbahn-Wache blockiert die Bahnsteigstreppen und lässt die Welle auf den Bahnsteig, wenn der Zug weg ist, sodass die Welle auf dem Bahnsteig zum Halt kommt und sich dort verteilen kann. Dort steht an jeder zweiten Zugtür die Hochbahn-Betriebslenkung und sortiert die Menschen. Der Zug fährt dann halb leer los und wird am nächsten Bahnhof mit dem nächsten Schub gefüllt.
In dem Konzept stecken so viele gute Ideen, die sich Berlin einmal abschauen könnte. Zum Beispiel, dass man mit viel Personal viel erreichen kann.
Anschließend geht es wieder zurück in die abstruse WG. Schlafen. Morgens mit den Mitbewohnern quatschen und dann los ziehen zum Bus, wo ich noch einmal klingelnd verabschiedet werden: Sie fuhren auf Leihrädern in die Stadt an mir vorbei.
Abends zurück in Berlin konnte ich dann mit #IHR skypen. Mit Video ;).