Fitnesstracker sind selten Standalone-Geräte. Egal ob Withings/Nokia, Garmin, Polar, Fitbit oder Samsung: Alle bewegen sich in demselben Muster. Das neu erworbene Armband hätte gerne eine App und somit ein Smartphone mit Bluetooth. Die App auf dem Smartphone hätte gerne noch einen Account für die Website des Anbieters. Man kauft sich also in eine Infrastruktur ein, bestehend aus vielen Komponenten, die bitte zueinander und zu den eigenen Anforderungen passen müssen: Geräte, Apps, Websites, drahtlose Übertragung, Synchronisierung und betriebssystemspezifische Gesundheitsdatenbanken.
Es könnte alles ganz einfach sein 😃
- LifeSum sichert meine Ernährung in Apple Health
- Komoot sichert mein Rad fahren in Apple Health
- Nokia Health sichert mein Gewicht in Apple Health
- Nokia Health sichert meinen Blutdruck in Apple Health
- Garmin Connect sichert meine Schritte, Stockwerke, gelaufene Distanzen und die Herzfrequenz in Apple Health
- Alle Programme lesen aus Apple Health und machen mit diesen Daten, was sie machen möchten.
So würde z.B. Garmin aus allen Aktivitäten, die es selber und Komoot ermittelt haben, zusammen mit dem Gewicht von Nokia und der Ernährung von Lifesum ein Kalorienprofil ermitteln und mir jederzeit sagen können, was mein Bedarf ist und wieviel ich heute noch übrig habe. Genauso würde LifeSum auf Basis der Aktivitäten mein tägliches Kalorienmaximum automatisch erhöhen und es könnte Informationen darüber geben, ob meine Nährstoffverteilung zu meinen Aktivitäten passt. Mein Herzprogramm würde erkennen, ob ich außerhalb eines Trainings eine besonders hohe Herzfrequenz habe und warnen.
Aber nichts davon findet so statt 😐
Obwohl Apple diese Infrastruktur bereit stellt wird sie meist nur beschrieben und in den seltensten Fällen ausgelesen. Während LifeSum meine Ernährung in Health ablegt bekommt Garmin davon nichts mit, genauswenig wie es die Gewichtsveränderungen mitbekommt, die die Nokia-Waage dort ablegt. Samsung ist noch schlechter, denn deren App liest aus Apple Health, schreibt aber nicht hinein. Alle Trackingdaten (Schritte, Kalorien, Herzfrequenz) usw. stehen folglich anderen Apps nicht zur Verfügung. Den Vogel abgeschossen hat allerdings Garmin: Garmin und MyFitnessPal tauschen Ernährungsdaten über eine eigene Schnittstelle aus, anstelle dafür, lokal auf dem Telefon, Apple Health zu verwenden. Wer nicht MyFitnessPal verwenden möchte bekommt also von Garmin keine vernünftigen Tageskalorien berechnet, da Garmin die Ernährungswerte nicht aus Apple Health einliest.
Aus Herstellersicht gibt es zwei Gründe für diese Vorgehensweise:
- Einfachere plattformübergreifende Entwicklung
- Nutzer werden in der eigenen Produktwelt gehalten.
Aus Nutzersicht ist dieses Inseldenken schlecht: Der Nutzer kann das Potential der Geräte und Software nicht vollständig ausnutzen und ist in einer Herstellerwelt gefangen.
Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden 😖
In meinem Fall bedeutet dies: Mein Tracker muss mein Gewicht einmal wöchentlich durch manuelle Eingabe erfahren und meine Aktivitäten schreibe ich manuell als Zusatzkalorien in Lifesum hinein. Schlaf und Aktivität wohnen bei Garmin, Rad fahren bei Komoot, Essen bei Lifesum und das Gewicht kommt von Nokia immerhin auch bei Lifesum an.
Backups & Restore
Unter diesen Bedingungen stellt sich am Ende die Frage, welcher Dienst die wertvollsten Daten enthält und ob man diese dort auch wieder heraus bekommt. Immerhin werden hier viele Daten gesammelt. Die Antworten sind leider ernüchternd. Bei Withings gab es mal einen CSV-Import, diesen finde ich allerdings nicht mehr. Garmin kann einzelne Tage oder Wochen exportieren – einen Bulk-Export finde ich hier auch nicht.
Wenn die einzelnen Anbieter keinen vernünftigen Export oder Import anbieten, bekommt man die Daten aus Apple Health irgendwie heraus und wieder hinein? Immerhin sind dort alle Daten fast aller Hersteller vorhanden und warten auf die oben beschriebene bessere Welt.
Apple Health bietet einen Export an, aber keinen Import 🙄. Von Lionheart gibt es verschiedene Exporter und Importer für alle Daten von Health. Verschiedene einzelne Apps wie Weightdrop bieten ebenfalls einen Export und Import für einzelne Datenbereiche an. Immerhin sind damit Backup und Restore möglich. Auch hier ist aber noch viel Potential nach oben.