Samstag und Sonntag: Havanna erkunden
Das erste Frühstück in unserer Gastfamilie bestand aus Papaya, Ananas, Guave, Omelette, Saft, Kaffee, Milch und krossem Weißbrot - das würde ich so auch gerne in Berlin jeden Tag bekommen.
Anschließend begann das eng gepackte Programm. Die VHS hatte mindestens zwei Aktivitäten pro Tag geplant, womit wir täglich 10-12h unterwegs waren - meist zu Fuß. Die Eindrücke wurden in uns hinein gepresst und nach wenigen Tagen fühlte ich mich gefüllt wie nach einem wochenlangen Urlaub.
Los ging es mit einem Fußmarsch zum Hotel Nacional und dem Umtausch unserer Euros in CUC. Anschließend haben wir in einer kleinen Wechselstube etwas Touristenwährung in die normale Währung umgetauscht (10 CUC sind 240 Peso):
Abends gab es ein Gruppenessen in einem Restaurant. Für europäische Verhältnisse sind die CUC-Preise eher niedlich: Essen für unter 10 Euro? Gerne!
Hausarbeiten gab es auch: Den Ersteindruck von Kuba in einem kleinen Referat zusammen fassen. Wir hatten es uns dafür vor dem Hotel Presidente gemütlich gemacht und in unsere iPhones getippt:
Der Sonntag begann mit einer selbst organisierten Fahrt zum Revolutionsmuseum. Die Wahl fällt dabei stehts zwischen einem normalen Taxi (5 CUC) oder einem Collectivo (10 Peso). Ein Collectivo ist eine Art Sammeltaxi, welches auf manchen Hauptstraßen entlang fährt und einem folglich auch nicht vor die Haustür bringt, sondern nur in der Nähe absetzt. Für diese Unannehmlichkeit bezahlt man allerdings deutlich weniger als für ein Taxi.
Nach Lektüre der kubanischen Revolutionsgeschichte im Museum begannen wir zu zweit die Altstadt zu erkunden. Wir sind einen Bogen über den Prado zurück zum Malecón und denn zum Castillo de la Real Fuerza gelaufen. Die Burg ist eine der zwei Verteidigungslinien, mit denen früher Piratenschiffe beidseitig unter Beschuss genommen wurden und jetzt ein Museum der Burggeschichte mit einer Ausstellung von Funden eines alten Schiffes und Darstellung alter Kampfsschiffe, inklusive einem großen Nachbau eines kompletten Schiffes. Sehenswert!
Danach sind wir den Touristen ausgewichen und in die Altstadt abgebogen. Diese besteht aus seit Jahrzehnten verfallenden Gebäuden, in denen sich nach wie vor Wohnungen und Geschäfte befinden. Nach den "Anquatschern" von irgendwelchen Kutschdiensten im Bereich der Burg war es erholsam, hier nur zwischen normalen Kubanern laufen zu können und komplett ignoriert zu werden. Wir haben bei einem Peso-Imbiss belegte Brote geholt und in einem der kleinen Parks gegessen, die überall in der Altstadt zu finden sind. Entspannung pur! Im Vergleich zu Deutschland findet hier nämlich noch wirkliches Leben auf der Straße statt. Alle treffen sich, unterhalten sich und die Kinder spielen. Smartphones sind fast nicht verbreitet und auch wenn sie es wären würde mangels Internetzugang das Phubbing hier nicht auftreten.
Anschließend liefen wir ziellos weiter und landeten bei der Ausstellung von Dampflokomotiven am Hauptbahnhof, wo wir von einem Kubaner angesprochen und in eine Kneipe gesteckt wurden. Diesmal ließen wir es durchgehen, denn es handelt sich um eine kleine, etwas herunter gekommene Kneipe und wir konnte eine halbe Stunde mit ihm über Kuba, die politische Situation und die Wünsche der Kubaner sprechen. Zurück ging es Abends zu Fuß an Uni-Gebäuden und den stark präsenten Statuen vorbei in Richtung der Avenida de los Presidentes.
Havanna hat in den zwei Tagen einen starken Eindruck hinterlassen. Gerade die noch nicht renovierte Altstadt wirkt "echt" und bietet einen massiven Kontrast zu den renovierten Touristenbereichen. Hier prallen Welten aufeinander, sowohl gesellschaftlich als auch politisch.