Verkehr auf Kuba
Optisch unterscheidet sich der Verkehr auf Kuba deutlich von unserem. Das Straßenbild wird stark von alten amerikanischen Straßenkreuzern geprägt, die meist als Taxi genutzt werden und seit einigen Jahren auch Touristen transportieren dürfen. Der Hauptteil des sonstigen Autoverkehrs besteht aus Ladas und vereinzelt moderen europäischen Autos, darunter viele Volkswagen. Auf einer großen Straße zu stehen und diesen Verkehr an sich vorbei fließen zu sehen ist ein erhebendes Gefühl, denn die schicken Straßenkreuzer bieten optisch deutlich als die gleichförmigen Karosserien unserer hiesigen Fahrzeuge.
Der Zustand der Fahrzeuge ist allerdings katastrophal. Nahezu jedes Auto ist Schrott: Fehlende Gurte, kaputte Beleuchtung, defekte Geschwindigkeitsanzeige, durchgerostete Karosserie, durchlöcherte Sitze und nicht schließende Türen sind an der Tagesordnung. Immerhin: Fahren tun sie. In Zukunft werden sich Kubaner wieder neue Autos kaufen dürfen, sofern sie über die passenden Geldmittel verfügen.
Der Fahrstil unterscheidet sich deutlich von unserem. Fahren Deutsche aggressiv und egoistisch und Kalifornier defensiv, so wirkt der kubanische Straßenverkehr wie ein großer Shared Space, der vage von Ampeln und wenigen Verkehrszeichen gesteuert wird. Es wird fröhlich gehupt, allerdings eher als Zeichen für "Achtung, jetzt komme ich" und nicht als Ablassventil für aufgestaute Wut. Der Verkehr fließt (ich habe nur einmal einen Stau erlebt) und Rennräder auf der Autobahn, diagonal fahren Fahrzeuge oder klapprige Zweiräder auf riesigen Kreuzungen interessieren nicht. Fährt man halt drum herum. Der eher entspannende Fahrstil wird durch die Ampeln gefördert, die alle ihre aktuelle Phase herunter zählen, sodass jeder erkennen kann, ob er die Ampel noch schafft. Dass gerade Deutschland so etwas nicht flächendeckend einsetzt verwundert.
Der ÖPNV besteht in Havanna ausschließlich aus Bussen, auf denen meist "Habana Cuba" als Richtung steht, was prinzipiell korrekt ist, aber durchaus noch etwas genauer sein könnte. Liniennummern liegen vorne im Bus aus, aber ohne irgendeine Form von Netzplan helfen einem diese auch nicht weiter. Fahrpläne gibt es gleich gar nicht - eine weitere hervorragende Idee, um Stress zu eliminieren, denn der Bus kommt damit einfach immer irgendwann. Wartet man halt und regt sich nicht auf, weil er zwei Minuten zu spät ist.