Freitag: Casa Blanca
Eigentlich war für den Freitag eine Reise in das Viñales-Tal geplant. Da unsere Taxis abgesagt hatten musste diese verschoben werden. Wir setzten uns zu dritt ab und fuhren zur "Isla de Coco". Meine OpenStreetMap-Karte verortete diesen als "Theme Park" und ein Reiseführer schrieb gar von einem 2008 gebauten Vergnügungspark im Stil vom Europa-Park. Also hin! Achterbahn!
Theoretisch.
Erst einmal muss nämlich der Taxifahrer verstehen, wohin:
"Sabes la Isla de Coco?"
"Hä?"
"Isla de Coco!"
"Hä?"
(Stadtplan hin halt, auf dem "Isla de Coco steht")
"Ah! La Ila de Coco!"
Is klar.
Bloß weil dein Dialekt immer das "S" weg lässt versteht du Wörter mit "S" nicht mehr.
Nun aber: Hin!
Hatte dann dummerweise zu und sieht von außen so aus:
Den Europa-Park hatte ich anders in Erinnerung, aber immerhin waren Schiffsschaukeln und eine Achterbahn da und der Park hat nur am Samstag und Sonntag auf.
Den angebrochenen Tag haben wir anschließend genutzt, um abermals ziellos durch die Stadt zu ziehen und zu machen, auf was wir drei spontan Lust hatten, wie zum Beispiel das Rum-Museum besuchen.
Das Museum befindet sich in Hafennähe südlich der Real Fuerza und bietet englische und spanische Führungen an. Die Führung führte durch die Geschichte des Rums, der Rumherstellung, Sklaverei und bot auch ein großes Modell der kompletten Herstellungsanlage inklusive fahrender Züge an. Insgesamt sehr beeindruckend!
Anschließend wollten wir auf die andere Seite der Hafenbucht fahren, von der von der Altstadt aus die Festung und große, weiße Statue zu sehen ist. Schräg gegenüber des Rum-Museums befindet sich der kleine Betonverschlag, der als Fährstation dient. Warum nicht einmal die Fähre probieren?
Im Vorraum der Fähre wird man zunächst ähnlich wie am Flughafen durchwühlt und gescannt. Bei mir war das schnell vorbei und nachdem ich auf eine Frage mit "Qué?" geantwortet hatte und sie verstanden hatte, dass ich Spanisch spreche wurde ich einfach durchgewunken. Bei meinen beiden Begleiterinnen dauerte es länger, denn das Personal wollte unbedingt einen Keks behalten. "Für das Baby". Sicher doch.
Anschließend stand ich in einer Schlange Richtung Casa Blanca - in völliger Unkenntnis des Preises. Ein Mensch vor mir beantwortete die spanische Frage auf US-Englisch mit "almost nothing" und behielt damit recht, denn der Fährmann blickte nicht einmal auf die kleine Münze, die ich ihm in die Hand steckte.
Die Fähre ist ein Kasten mit Motor. Man hält sich an rostigen Rohren fest, die an die Decke geschweißt wurden. Die Außentüren bestanden aus einer Metallstange, die vor das Loch geschoben wurden. In Deutschland wäre das alles undenkbar und nicht zum ersten Mal auf dieser Reise denke ich:
- Klappt ja auch so.
- In Deutschland fehlen gesunder Menschenverstand und Eigenverantwortlichkeit.
Die Fahrt war natürlich gänzlich ereignislos. Wir fuhren am Kreuzfahrtterminal vorbei, wo alle mit großen Augen ein dickes Schiff betrachteten, während mein Blick nach hinten in das Industriegebiet wanderte, wo der Raffinerieschornstein 24 Stunden am Tag eine Flamme ausspuckte, welche mir mittlerweile als Orientierungspunkt diente.
Casa Blance entpuppte sich zunächst als kleiner verschlafener Ort. Der Unterschied zu Havanna könnte kaum größer sein. Wir folgten der Straße nach oben und stolperten nach wenigen Minuten über einen Platz mit Bühne, lauter Musik und vielen Menschen. Wir fragten nach und es entpuppte sich als eine Schulfest, wo die einzelnen Stufen etwas vorführen sollten. Da es noch nicht angefangen hatten gingen wir den Weg weiter nach oben und ernteten einen fantastischen Ausblick über Havanna:
Weiter oben kamen wir endlich an der Statue an und hatten freie Sicht auf Havanna:
Gegenüber der Statue befindet sich das ehemalige Haus von Che Guevara, welches mittlerweile ein Museum enthält:
Wir machten uns weiter auf den Weg Richtung Festung und wurden von einem Militärmuseum überrascht:
Gefolgt von der eigentlich Festung. Das wirklich riesige Gelände war wenig überschaubar und ein Wachtposten dirigierte uns zum Eingang. Auf dem Weg bemerkten wir etliche Brückenanlagen voller Menschen und darunter… eine Hüpfburg?! Ja. Tatsächlich.
Die Festung haben wir uns dann gespart und sind zurück zum Schulfest gelaufen, welches in vollem Gang war. Ein DJ legte mit Laptop und Mischpult auf und abwechseln führten Schüler oder Lehrer (!) Songs und kurze Theaterstücke auf, während die anderen Schüler vor der Bühne applaudierten oder fröhlich auf dem Platz herum hingen. Von der Steifheit der Veranstaltungen, die ich aus meiner Schulzeit kenne, war hier nichts zu spüren.
Anschließend ging es per Fähre zurück und wir haben im Dos Hermanos merkwürdigen Kaffee (bitter, nicht sauer, im Nachgeschmack schokoladig) und sehr guten zehnjährigen Rum getrunken und im El Chanchillero günstig und gut zu kubanischer Rockmusik gegessen:
Es folgte ein wunderbarer Abschluss am Malecón, wo wir inmitten der Kubaner Rum tranken, auf der Kaimauer saßen und mehrmals von einer Band bespielt wurden, die auch ohne Bezahlung immer wieder zu uns zurück kam. Im angetrunkenen Zustand fällt mir das Reden mit unbekannten Leuten deutlich leichter, sodass mir dieser Abend sprachlich vermutlich viel gebracht hat.