TL;DR: Was der Mac seit Jahren problemlos beherrscht stellt Linux vor große Probleme: S/MIME, große Konten und vCards. Eine Lösung bleibt offen.
S/MIME, CardDAV und CalDAV
Da waren sie wieder, meine drei Probleme: Mail, Kontakte und Kalender. Oder anders ausgedrückt: S/MIME, CardDAV und CalDAV.
Auf Linux bewegt sich das auf drei andere Probleme hin:
- Thunderbird und Lightning
- Evolution
- Irgendein KDE-Klotz
Evolution
Evolution installiert sich bequem über das Software Center, unterstützt kein CardDAV, kommt mit meinen großen IMAP-Ordnern mit mehreren tausend Mails nicht zurecht und sieht zwar meine CalDAV-Kalender, holt aber die Kalenderinhalte nicht zu sich herunter. Weiter zu Thunderbird.
Thunderbird und Lightning
Thunderbird kommt im Gegensatz zu Evolution auf Anhieb mit dem Mail-Server zurecht. Mein S/MIME-Zertifikat lässt sich schnell importieren und ich kann an mich gesendete Mails auch wieder lesen. Fehlen noch die Zertifikate anderer Leute, denen Thunderbird nicht trauen möchte, da sie alle selbst erstellt wurden (vertrauensvolle Zertifikate übernimmt er automatisch). Auf dem Mac kann ich einfach die Einstellungen für diese Person auf Trusted setzen und weiter machen. Thunderbird importiert die Zertifikate dagegen nicht einmal, was aber scheinbar an den Zertifikaten liegt.
Lightning unterstützt die CalDAV-Kalender und es funktioniert auch!
CardDAV wird allerdings auch von Thunderbird nicht unterstützt, kann aber mit dem SOGo Connector nachgerüstet werden. Der installiert sich als Add-On und fügt in das Dateimenü einen neuen Eintrag für ein "Remote Addressbook" hinzu. Theoretisch. Er fehlt. #sigh
Kontact
Lässt sich die Mail-Komponente noch recht einfach konfigurieren, so stürzt sie nach einer Minute ab. Anschließend funktioniert sie allerdings ganz passabel, wenn sie sich auch irgendwie "falsch" anfühlt (KDE ist halt wie Windows - alleine schon, dass man nach jeder geänderten Einstellung "Apply" anklicken muss…).
Das Kalender-Modul kann nach einigem Graben in den Untiefen der unfassbar umfangreichen Einstellungen per CalDAV verbunden werden und macht das offenbar auch richtig, denn alle meine drei Kalender werden sofort angezeigt. Aber. Diese. Oberfläche. Was hat die da geritten? Gut, Windows, schon klar. Aber bitte, was soll denn das? Gab es einen Preis für möglichst viele Controls in einem Fenster? Bäh. Aber weiter.
CardDAV für das Adressbuch wird als Bestandteil der DAV-Komponente des Kalender-Moduls konfiguriert. Äh. Nun gut. Danach taucht nichts auf. Aber, getreu dem Windows-Motto "Reboot tut gut" starte ich Kontact neu und prompt erscheinen auch die CardDAV-Kontakte. Sogar mit Foto! Allerdings nicht bearbeitbar. Und die Mail-Komponente weiß damit auch nichts anzufangen. Und zwar so gar nicht: Die gleicht sich offenbar nur mit einem lokalen Adressbuch ab und bietet demzufolge bei jedem eigentlich bereits vorhandenem Adressbuch nur das Hinzufügen als neuen Eintrag an.
Nene, KDE und ich werden keine Freunde.
PS: S/MIME geht theoretisch, war aber ausgegraut. Und die Hilfe beklagt sich über das fehlende KDE-Hilfe-System, was ich als automatische Mit-Installation des Software Center erwartet hätte. #sigh
Also doch Thunderbird.
Thunderbird. Again.
Nach Neustart und Neuinstallation das Add-Ons taucht der Menüpunkt auf und der CardDAV-Server lässt sich zuweisen.
Fast alle meine Kontakte haben irgendein Foto zugewiesen, welches sich dank CardDAV zwischen meinen Macs und iOS-Geräten synchronisiert. Thunderbird kann das mit dem SOGo Connector. Und zwar auf Anhieb! Und die Einträge lassen sich überarbeiten, zeigen das Foto an und neue Einträge können samt Foto angelegt werden und syncen sich zurück auf das iPhone. Schön!
Zusammen mit den weiteren Add-Ons "Contact Tabs" und "Display Contact Photo" wird daraus eine passable Umgebung.
Im weiteren Test fallen allerdings einige Mails auf, bei denen das Foto fehlt. Des Rätsels Lösung: Thunderbird unterstützt bei Kontakten nur zwei E-Mail-Adressen!