Amazon wird 20. Das ist, für ein Web-Unternehmen, durchaus beeindruckend. Ich bin seit 1999 bei Amazon und startend bei Büchern hat sich mit dem Wachstum des Amazon-Sortiments auch meine Bestellliste deutlich erweitert und enthält nun gestreamte Filme, ein Rasierklingen-Abo und selbst Waschmaschinen. Ja, auch die "weiße Ware" bestelle ich bevorzugt bei Amazon, weil Amazon im Falle eines Problems einen sehr guten Service anbietet und das konstant seit Jahren.
Ich bewundere Leute wie #SIE, die nicht bei Amazon einkaufen wollen und stattdessen - um kein Profil zu erzeugen - durch die Stadt fahren und alles "in echt" kaufen. Wenn ich das probiere scheitere ich:
- Ein Blick auf meine letzten Bestellungen zeigt z.B. eine Philips-Lux-Lampe, die ich mit etwas Glück bei Apple im Store hätte kaufen können, was sich aber nicht mit meinen Arbeitszeiten deckt.
- Meine analoge Küchenwaage ist so speziell, ich weiß nicht einmal, in welchen Läden ich nach so etwas schauen müsste.
- Für Inline-Skates war ich sogar im ersten Schritt in einem großen Sportladen, die hatten sie aber nicht in meiner Größe und konnten auch nicht bestellen. Sie konnten nicht bestellen. Prozessbedingt. Bestellungen von einzelnen Paaren waren schlicht nicht vorgesehen. Also musste wieder Amazon ran.
- Converse Chucks in Größe 13 sind ebenso ein spezieller Fall. Größe 13, also 46,5-47, ist in normalen Schuhläden prinzipiell nicht vorhanden. Auch der Converse Store in Berlin führt diese Größe selten. Der Weg führt wieder zu Amazon.
- Und in welchem Laden finde ich bitte gezielt eine isolierte Picknickdecke mit Tragegriff?
Der Weg führt derart häufig vom enttäuschenden Einzelhandel zum wunscherfüllenden Online-Händler, dass ich auch Kleinkram aus Bequemlichkeit dort bestelle: Fliegengitter, Karteikarten, Audiokabel, Türhaken, Wasserkocher. All dies könnte ich in etlichen einzelnen Läden finden. Vielleicht.
Dieses Vielleicht ist das Problem: Dank der großen Online-Welt laufe ich nicht in Kaufhäuser und kaufe "einen Wasserkocher", sondern ich habe mich bereits informiert und möchte ein spezifisches Modell haben. Das Sortiment ist aber in der Regel nicht online vorhanden, E-Mail-Anfragen werden (wenn überhaupt) nach Tagen oder Wochen beantwortet und telefonische Produktauskünfte sind ebenfalls, sagen wir, schwierig. Viele Läden kennen noch nicht einmal ihren aktuellen Warenbestand oder den anderer Filialen. Versucht mal, bei Rewe ein spezifisches Getränk zu finden, wenn es der erste Rewe nicht hat. Viel Vergnügen ;).
Preise und Beratungsqualität habe ich dabei noch nicht einmal in die Gedanken hinein gezogen.
Wäre der Einkaufsprozess glücklicher, ohne die Vorab-Online-Recherche? Ich kann mir das durchaus vorstellen. Ich bin auch einmal in einen Technikmarkt gegangen und habe blind irgendeinen Grill aus dem Regal gefischt. Das klappt sicher auch mit Wasserkochern und Audiokabeln. Kleinkram für die Küche ist bei Rossmann und Woolworth so umfangreich vorhanden, dass da wenig schief gehen kann.
Es wäre ein Experiment wert…